Also grundsätzlich war geplant, meine inzwischen gute Fertigkeiten in Access zu nutzen und währen der Zugfahrt nach Frankreich in Access eine kleine Datenbank zu erstellen, um darin eben dieses Tagebuch zu schreiben. Ich hätte so mit ein paar Katalogtabellen nicht nur nach Tagen sondern auch nach diversen Themen (Bekanntschaften, Erfahrungen mit Unterkünften, Sehenswürdigkeite, etc.) sortieren und die Fotos einfacher und öfter zusortieren können. Nun ist es offenbar nicht möglich, die von uns genutzte Office 365 auch im Ausland zu installieren.  Überhaupt ist ein Download in Deutsch innerhalb Fankreichs scheinbar nicht drin und Office 365 eine rein deutsche Erfindung. Ob ich also eine in Deutschland installierte Version im Ausland hätte nutzen können ist fraglich. Jedenfalls kann ich die hier nicht herunterladen und installieren. CD habe ich nicht und hätte auch kein Laufwerk dazu. Stick gibt es vermutlich nicht. Also muß es ohne gehen. Heißt aber auch: Weder Excell noch Word und somit auch keine Rechtschreibprüfung!

Soweit im Folgenden Zitate oder Gesprächsinhalte wiedergegeben werden, so sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass diese fast ausschließlich in Englisch stattgefunden haben. Man spricht sich auf dem Camino grundsätzlich in English an. Auch wenn mein Schulenglisch 30 Jahre her ist, stark verblichen und angestaubt, so geht es doch unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen, einigen Vokabeln aus Greenwhitsch und bisweilen einem Stück Holz. Auch Deutsche untereinader sprechen oft englisch. Kann man ja auch beim erste Blick nicht erkennen, es sei denn es steht Bayern München auf dem Hemd. Lustig ist das, wenn man sich einen Moment lang unterhält und dann, wenn einem die Worte fehlen sagt: Oh shit, what does Bahngleise in english meen? Und der andere anwortet: Ich glaube Railway....

Außerdem sei erwähnt, dass dies ein privates Tagebuch im wesentlichen für mich und einige ausgewählte Familienmitglieder und kein Reiseführer ist. Da heute sowieso alles zu googeln ist, verzichte ich daher weitgehend auf die Beschreibung der Städte und Sehenswürdigkeiten. Wen das genauer interessiert, der möge Freund Google nach Informationen und Bildern befragen. Von mir daher nur die subjektiv bemerkenswerten Fakten, meine persönlichen Eindrücke, Gedanken und Dinge an die ich mich erinnern möchte, wenn ich nicht mehr erinnern kann und mir dies hier eine treue Seele vorliest sowie einige dosierte Fotos.

26.5.2018
Das Abendteuer beginnt!
So hatte ich  mir vorgenommen, auf meinem am kommenden Montag früh beginnenden Weg in den dann kommenden sechs Wochen Tagebuch zu führen, Fotos und zumindest abfotografierte Dokumente zu sammeln. Auf Grund der Erlebnisse der letzten Tage erscheint es jedoch angezeigt, mit meinen Aufzeichnungen früher zu beginnen. Bereits in der letzten Woche hatte ich mehrfach angesetzt, mir ein Ticket nach Saint Jean Pied de Port (pdp), dem planmäßigen Startpunkt meiner Via de la Pedes zu kaufen. Unter "Die Bahn" im world wide web ist mir dies nicht gelungen. Nachdem ich im Internet also gefühlt länger nach eine Reisemöglichkeit nach pdp gesucht habe, als es gedauert hätte da mal eben zu Fuß hinzugehen, habe ich immerhin herausgefunden, dass der THALYS offenbar eine schnelle und direkte Zugverbindung nach Paris ist. Ein Anruf im Servicecenter der Bahn am vergangenen Donnerstag Nachmittag brachte dann zu Tage, dass die Bahn nicht mit dem THALYS kooperiert (oder umgekehrt). Ja logisch. Das ist ja auch der ehemalige Erzfeid, da macht man keine Geschäfte. (Exkurs: Beim Kauf von gebauchten Panzern über z.B.  mobile.de, muß wegen dem Verbraucherschutz wie bei allen Fahrzeugverkäufen auch das Baujahr angegeben werden. Nun gab es in der deutschen Vergangenheit verschiedene Umstände, die bewirkten, dass die Fahrzeugpapiere insbesondere Deutscher Panzer vermehrt abhanden gekommen oder unlesbar geworden waren. Unter Liebhabern historischer Fahrzeugmodelle ist daher die alternative Baujahreinschätzung umgangssprachlich in der Anzahl der Frankreichausflüge gebräuchlich)

Da ich mir für die Anreise zwei Tage eingeplant habe, beschloss ich also, schlichtweg einfach nach Köln zu fahren und von dort mit dem THALYS nach Paris. Innerhalb Frankreichs wird es dann wohl gelingen vom Pariser Hauptbahnhof ein Ticket nach pdp zu erlangen. Also ein Klick auf die Seite des Thalys (es war inzwischen Donnerstag gegen 19:00 Uhr) und die Reisedaten eingegeben.

Ja ne ist klar!

Es gab drei Kathegorien: Standard, Comfort und Premium. Als klassischer Premiumkunde besann ich mich auf den Anlass meiner Reise und die bevorstehende Zeit und entschied mich für Standard. 113,- EUR, einfache Fahrt. Für nur neun Taler mehr wurde ein fester Sitzplatz zugesichter. Ok, also vielleicht doch Comfort? Ne, die werden mich doch in einem Schnellzug nicht stehen lassen. Oha, der Plan für eine Abfahrt Freitag Nacht scheiterte an der Verfügbarkeit von Plätzen. Nagut, also der erste Zug am Samstag Morgen. Es gab noch 3 freie Plätze im Standardbereich. Ich habe mich also eingeloggt, alle meine Daten eingegeben und auf alle Rechte verzichtet, die mir meine Europaabgeordneten unlängst in Brüssel blutig erkämpft hatten. Jetzt noch der Bezahlvorgang mit der privaten Kreditkarte. Fertig! Ne geschissen ist. Die Commerzbank hat sich da wohl noch ein besonders sicheres Bezahlverfahren für das Internet ausgedacht. Man muß nur eine Software für Onlinebanking herunterladen, installieren und einen Code beantragen und schon kann man, zumindest für das nächste Mal, eine Fahrkarte kaufen. Also gut. Die Servicewüste lebt vom willigen Kunden. Und ich wollte! Also noch mal auf die Seite vom THALYS, es gab inzwischen nur noch einen Platz und so jagte ich mit erhöhtem Puls durch das Menü. Der Kurzcheck nach alternativen Zahlungsmethoden verlief negativ. Ich entschied mich daher nun für die Commerzbank Mastercard Premium der Firma Richtwerk in der irrigen Hoffnung, dabei wegen des gewerblichen Hintergrundes auf ein paar mehr Schutzrechte verzichten zu dürfen. Immerhin habe ich in der heutigen, von Demut geprägten Zeit gelernt, dass unsere Vorfahren in zähen Verhandlungen erreicht haben, dass die Gemeinschaft der Verbraucher nur noch anklicken muss, von welchen Rechten sie keinen Gebrauch machen möchte. Naja, wem das lästig erscheint, der möge kurz in sich kehren und die Alternativen beleuchten.  Nun es dürfte klar sein welches Ende dieser Versuch zum Kauf einer Zugfahrkarte nahm. So blieb nur noch die Hoffnung, auf dem ttraditionellen Weg eine Fahrkarte zu erhalten. Da es sicher erschien, dass der Zug ausverkauf sein wird, bis ich in Köln am Schalter stehe, griff ich zum Telefon. Ein kurzes Menü und dann tatsächliche ein Mensch am Telefon. Dieser klärte mich auf, dass seine Inanspruchnahme zusätzlich zum Ticketpreis und den Telefonkosten nocheinmal neun Euro telefonische Buchungsgebühr kostet. Na gut, wenn es denn klappt. Aber es klappte nicht. Die Standardplätze waren ausverkauft. Auch eine kurze Dabatte darüber, dass vermutlich zwei Plätze noch nicht abschließend verkauft sind, weil ich mich vor ein paar Minuten erst zweimal erfolglos durch das Internetportal gehangelt habe, diese Plätze noch geblockt und daher bestimmt noch irgendwo tief im System zu finden sein müssten, brachte nicht den erhofften Erfolg. Also wurde es der letzte Comfortplatz (Premium war auch schon ausverkauft) mit dem sicheren Gefühl eines definierten und reservierten Sitzplatzes. Telefonisch alle Daten der Kreditkarte durchgeben und tatsächlich:

Gebucht!
Eine Bestätigung folgt per Email.
Gute Fahrt.

Puh, dass war knapp.

Von Haan aus geht ein Zug um 5:34 Uhr nach Köln. Dort 40 Minuten Aufenthalt, die eine gute Gelegenheit für einen Blick auf den Dom, einen Latte Macchiato und ein Brötchen bieten. Voilant.

19:45 Uhr, die Buchungsbestätigung gefolgt vom Onlineticket trifft per Email ein. Wir freuen uns ...... blabla ..... am 25.5.18 .... blabla....
Mist. Das ist schon Morgen (Freitag). Falscher Tag.
Sofortiger Anruf im THALYS Servicecenter.
Der Mitarbeiter war sich sicher, dass ich MORGEN und nicht Samstag gesagt habe, besann sich aber sofort darauf, dass ich offenbar umtauschen möchte. Bemerkenswert an dieser Stelle ist, dass es das erste mal in meinem Leben ist, dass ich in einer Hotline zweimal an den gleichen Mitarbeiter geraten bin. Wie der das wohl gemacht hat?

Er stornierte mein Ticket und wir gingen alles gemeinsam noch mal durch. Standard und Comfort sind ausgebucht. Also Premium. 175,- EUR. Dafür gibt es immerhin persönliche Betreuung am Sitzplatz mit Essen und Getränke inklusive sowie einen Speisewagen und Zutritt zu den Lounges in den jeweiligen Bahnhöfen. Ja warum denn nicht gleich so.......

Die neuen Bestätigungsemails trafen um 19:55 Uhr ein.
Nach peinlich genauer Prüfung das subjektive Urteil: Geschafft!
Der erste Schritt ist getan. Im Pariser Hauptbahnhof werde ich dann am Schalter ein Ticket nach pdp kaufen und wenn das nicht geht dann fahre ich zunächst in ein der nahegelegenen größeren Städt Biarritz (Flughafen) oder Bayonne. Von dort wird es einen Bus geben und ich gehe die restlichen paar Kilometer ggf. zu Fuß.

Jetzt heißt es noch den Schreibtisch klarmachen, die Bude aufräumen, Rucksack packen, mit der Geliebten und den Kindern einen gemütlichen Abend auf der Couch und Abschied feiern und dann im Morgengrauen los. Gesagt getan.

Es ist nun also der 26.5. im Jahres des Herrn 2018 um 4:00 Uhr in der Früh. Mein Wecker rappelt und bedeutet mir nach einer sehr kurzen und unruhigen Nacht, dass es Zeit wird. Ich zwinge den Wecker in die Defensive und gewinne für den Moment. 10 Minuten später rappelt dieser dann erneut und ich stehe auf. Kurzer Rundgang durch Haus und Hof und ein letzter Blick, einige hygienische Maßnahmen. Sachen packen. Verabschiedung unter Tränen und raus um Punkt fünf Uhr. Mein Rucksack mit insgesamt rund 150 Teilen (ca. 75 verschiedene) wiegt rund 28 Pfund. Ich fühle mich jung, gesund und stark, bin hellwach und voller Energie, was in Anbetracht der letzte beiden Tage, der kurzen Nächte und der vorliegenden Uhrzeit sehr verwundert. Um das was nun vor mir liegt habe ich die Studenten meines Jahrgangs vor knapp 30 Jaher oft beneidet. Ich gehe strammen Schrittes und bin schnell am Haaner Bahnhof. Der Zug kommt pünklich und ich erreiche Köln planmäßig. Am Dom angekommen darf ich mein Gepäck nicht mit reinnehmen, weil der Rucksack zu groß ist. Was nun. Ich wollte eine Kerze anzünden und um Gottes Seegen bitten. Also stelle ich meinen Rucksack vor dem Dom ab in der sicheren Gewissheit, dass meine Reise im Keim erstickt würde, wenn der anschließend weg wäre. War er aber nicht. Im Dom zündete ich eine Kerze an und teilte dem gegreuzigten mit, dass ich wieder nach Hause möchte und bat ihn um Kraft für meinen Weg. Im Bahnhof erwarb ich einen Latte Macchiato und einen Laugenbrezel sowie eine halbe Flasche Wasser. So dann wollen wir mal sehen, was die Loge des Thalys denn so bietet. Ups: Geschlossen. Naja, ich bin ja nur auch Premium-Wider-Willen-Kunde. Also aufs Gleis und zum Zug. Wagen 21, Platz 53. Planmäßige Abfahrt. Der Sitz war gut. Es gab einen großen Tisch, Beinfreiheit, eine Steckdose und WLAN. Allein deswegen lohnt sich die Fahrt nach Paris, nicht wahr Sebastian.....
Ich öffnete meinen Rucksack um mein Laptop herauszuholen und fand ein Tütchen mit kleinen Schokoladentafeln und einer Minirose darin. Die Sandra hatte mir dies offenbar heute Morgen zusammen mit einer Botschaft heimlich zugesteckt. Ich freue mich riesig und setze mich.
Es gab ein Frühstück und wir fuhren mit nur wenigen Stopps zügig durch. Ca. 20 Minuten vor Paris wurde die Fahrt lansamer und wie stoppten. Die Durchsage vermeldete einen Personenunfall in Paris Nord, unserem Ziel. Die Polizei hat Streckenteile gesperrt. Bis hierhin lief es wie am Schnürchen, aber was nun kommt sollte eine Tortur werden. Im Schneckentempo ging es weiter und wir erreichten Paris Nord mit 140 Minuten Verspätung.

Gare Paris Nord:
Riesig. Dem Hauptbahnhof einer europäischen Metropole würdig. Aber das totale Chaos. Tausende Reisende, teils gestrandet. Genervte Mitarbeiter und lange Schlangen vor allen Schaltern und Automaten. Und dann kommt der Herold, ohnehin kein Frankreich Fan, und versucht mit 30 Jahre altem Schulenglisch und den paar Vokabeln aus Greenwhitsch eine Fahrkarte nach pdp zu kaufen. Hahahaha!

Die ganze Geschichte dazu erspare ich meinen Lesern, ist doch der Anlass dieses Tagebuches ein ganz anderer. Nur soviel sei erwähnt: Der Eifelturm ist weit weg vom Gare Paris Nord. Notre Damm ist deutlich näher, aber für beides war keine Zeit mehr, da die Beschaffung einer Fahrkarte mehr als zwei Stunden in Anspruch nahm. Also kein Foto Nathalie. Ferner befand ich mich keinesfalls am Pariser Hauptbahnhof! Paris hat, einem freundlichen und sehr hilfsbereitem Bahnmitarbeiter zufolge, offenbar sechs Bahnhöfe, die scheinbar allesamt Kopfbahnhöfe sind und demnach in jeweils nur in eine Richtung das Land bereisen. Also Richtung Spanien, Richtung Deutschalnd und so weiter. Mein Weg führt mich also zunächst in den Untergrund zur Metro. Eine Station mit der 5 und ein paar Stationen mit der 4 und schon bin ich am Gare Montparnasse.  Dort war schon etwas weniger Tumult als in Paris Nord, aber die Auswirkungen waren auch hier noch zu spüren. Eine Fahrverbindung nach pdp war jedoch nicht möglich. Ich kaufte also ein TGV Ticket (Schnellzug) nach Bordeaux und ein Ticket für die Weiterfahrt nach Biganos Facture um von Dort nach pdp zu kommen. Allerdings hätte ich in Bordeaux übernachten müssen und wäre am Sonntag auch erst um 22 Uhr in pdp gewesen. Diskussion zwecklos. Also erstmal nach Bordeaux, da sieht die Welt dann bestimmt nochmal anders aus und ich bin zumindest schon mal nah dran. Abfahrt 14:52 Uhr.

Die knapp 600 km nach Bordeaux meisterte der TGV ohne Stopp in 2h. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 314km/h. Krass. Einatmen ging quasi nur in Fahrtrichtung und zum Ausatmen drehte man sich dann um....

In Bordeaux ging ich dann zum nächsten Automaten und checkte die Verbindungsmöglichkeiten und siehe da: Ein Bus um 18:40 nach Biganos Facture, umsteigen und weiter nach Dax und von dort weiter nach PDP. Planmäßige Ankunft 22 Uhr - heute.
Ich notierte alles ganz genau und ging ich zum nächsten Schalter. Dort erklärte ich soweit ich konnte in meinem Schulenglisch dem freundlichen Franzosen, dass der Kollege in Paris Nord wohl einen Fehler gemacht hatte. Kam ich doch aus Köln und wollte heute noch nach pdp, aber der Kollege in Paris verkaufte mir diese Tickets, die mich dort erst morgen eitreffen ließen. Dazu legte ich alle Notizen und Tickes vor die ich hatte. Verstand der Franzose auch nicht und stempelte mein Ticket, notiert etwas und erklärte mir, wann ich wo abfahre. Prima. Bis dahin war noch gut eine halbe Stunde Zeit. WiFi gab es auch, so dass ich die Zeit nutzte und nach einer Unterkunft in pdp recherchierte. Die freundliche Dame am Telefon der Herberge in pdp war zwar der festen Überzeugung, dass ich heute nicht mehr ankomme, weil es keine Verbindungen gibt, davon ließ ich mich jedoch nicht beeindrucken. So reservierte sie mir also eher widerwillig ein Bett im Schlafsaal. Um 18:30 Uhr, 10 Minuten vor Abfahrt packte ich zusammen, besorgte mit noch eine halbe Flasche Wasser und ging zur Bushaltestelle. Dort standen ca. 200 Reisende, in etwa ein dutzend Bahnmitarbeiter und zwei Busse. Ein riesen Durcheinander und Tumulte. Alle sprachen durcheinander und die Bahnmitarbeiter ließen die Leute nicht in die Busse einsteigen. Scheisse, was ist denn nun, dachte ich und, dass das vermutlich kein gutes Ende nahm. Ich fragte einen Mitarbeiter unter Vorlage meiner eigenen Notizen zur geplanten Verbindung (mein Ticket wollte ich nicht zeigen, das war ja schließlich erst für morgen und gerade umgestempelt und offenbar gab es nicht genug Plätze). Dieser verwies mich darauf, dass der richtige Bus gleich kommt. Die Zeit rannte. Vor mir ein großer schwarer Franzose mit heller Wildlederjacke, der nervös und verunsichert schien. Auf seinem Ticket erkannte ich die Aufschrift Biganos und wusste, der ist jetzt mein bester Freund. Ich bedeutete ihm, dass der Bus wohl gleich kommt ich aber nicht sicher wäre und auch dahin will. Er ging also zu dem Bahnmitarbeiter und fragte nach. Disskussion und Tamtam. Dann rannte der Schwarze in Richtung Bahngebäude. Mist. Wenn der nicht in den Bus kommt, dann ich schon mal gar nicht. Und so war es auch. Kurz drauf versuchte ich den Schwarzen im Gebäude wiederzufinden. Ohne Erfolg. Der Verlauf der nächsten Stunde war recht wild und lässt sich gar nicht so ohne weiteres wiedergeben. Fazit: Es gab keine Chance mehr, nach pdp zummen. Jedenfalls nicht mehr heute. Die Busse und die Mehrheit der Leute waren inzwischen weg. Die Fot... die mich nicht in den Bus gelassen hatte obwohl der Christoph das gesagt hatte lief rum und zählte Leute. Zwei weitere Mitarbeiter füllten Listen aus und fragten die rumstehenden Menschen immer wieder nach ihrem Ziel. Ich hatte inzwischen verstanden das Biganos keine Option mehr ist und dass offenbar irgendetwas organisiert wurde. Ein Bus nach Dax sollte wohl kommen, weil ein halbes Dutzend Franzosen dahin wollten. Dies war laut meinem Ticket ein Zwischenziel auch von mir und somit mein neues Wunschziel. Wenn ich also gefragt wurde wollte ich von nun an nach Dax, um von dort nach pdp zu kommen und freute mich insgeheim, das die nun vermutlich einen Ersatzbus oder so beschaffen, der in 20 Minuten kommen sollte und dann, so hoffte ich, auf direktem Wege nach Dax fuhr. Das eröffnete neue Optionen und die restliche Strecke währe vielleicht mit anderen Verkehrsmitteln bis hin zum Taxi nach pdp überwindbar geworden, so dass ich doch noch heute nach pdp komme. Und die Bahn hat organisiert und sich ins Zeug gelegt. Die 20 Minuten waren lange um und kein Bus in Sicht. Die andere Leute waren sichtlich entspannt und ich war immer noch sicher, das wird schon, am Ende des Tages.....
Am Ende des Tages hatte ich dann einen Gutschein für ein Hotelzimmer in Bordeaux und einen Gutschein für ein Frühstück im Bahnhofsbistro. Außerdem eine neue Fahrverbindung: Bus - Zug - Bus -> pdp. Sonntag Morgen um 9:10 sollte es losgehen nach Biganos, von dort nach Bayonne und von dort nach 3h Aufenthalt endlich nach pdp. 

Das Hotel ORFEA, 25 Allee Eugene Delacroix sollte nur eine Station entfernt sein. Also ging ich zur Haltestelle und fragte den Busfahrer, ob ich hier richtig bin. Der versuchte mir etwas zu erklären, und bedeutet mir dann, dass ich zu dem Mann mit dem roten Shirt auf der andere Straßenseite gehen soll, der stünde wohl richtig. Die Tram kam, ich stieg ein und ein Rudel Gören mit mir. Die habe ich dann auch noch mal gefragt. Nach Beratschlagung waren die sich einig, dass muß wohl eine Station sein. Als sich die Türen öffneten war weit und breit kein Hotel zu sehen und die Gören waren sich nun sicher: Zwei Stationen. Als ich dann an der zweiten Station ausstieg und weit und breit nichts erkennen konnte, was einem Hotel glich, frage ich verschiedenen Passanten, die jedoch nichts wussten oder nichts verstanden. Die örtliche Tankstelle war geschlossen. Ein kleiner, netter Franzose tauchte auf, über dessen persönliche Neigungen nur spekuliert werden kann, und empfahl mir in das nahegelegen Mercure Hotel zu gehen und dort zu fragen. Das klang gut. Die kannten das OFERA zwar nicht aber googelten es und tatsächlich: Das gab es auch. Die Mercuremitarbeiterin drucke mir die Karte aus. Ich ging also zu Fuß zum Bahnhof zurück und weiter auf die andere Seite der Gleise. Ohje. Entweder war hier seit zweihundert  Jahren kein Krieg oder erst letzte Woche. Die Szenerie war krass und ließ am Ende nur den rollenden Busch aus einschlägigen Western vermissen, der kurz vor der Ankunft der Banditen über die menschenleeren Strassen rollt. In einem Imbiss fragte ich nach dem Hotel. Keine Ahnung, aber er googelte die Straße in seinem Handy und war selber überascht: 200 Meter links. Tatsächlich fand ich nach einigem Suchen das Hotel, das erstaunlich gut und nach Standard war. Auf dem Zimmer rief ich die Herberge in pdp an und erklärte, dass ich wohl doch Morgen erst komme. Dann kurz frisch machen und die Gelegenheit nutzen, noch irgendwo etwas zu sehen und zu trinken.

Ein paar Stationen mit der Tram nach Port de _______. Traumhafte Ecke. Großer Fluß, viel Platz, historische, schlossähnliche Gebäude, leichter warmer Regen und ein großer Regenbogen über der Stadt. Sehr viel los. Unzählige Bars und Bistros. Ich entschied mich für einen Rotwein (Bordeaux Superieur) und Blinis Saumon (Lachstreifen auf einer Art Crep). Lecker. Verdient. Die Mädchen hier tragen Röcke und Kleider. Sehr schön. Und während ich da so saß und zur Ruhe kam, entschied ich, mit dem Tagebch schon heute anzufangen.

Frühstück imThalys:


Gare Paris Nord:


Pariser Architektur (genau hinsehen und eventuell drehen....):


Hier meine Tickets: