Tagesziel ist Los Arcos
Mein Rucksack ist irre schwer. War halt ein gutgemeinter Einkauf gestern Abend.
6 Eier, 2L Wasser, 4 Joghurt, Salamie, Oliven, Nüsse, Baguette, und die nasse Wäsche von gestern Abend (ich habe spät gewaschen).
In der Hand noch eine Tüte Milch togo.
So trotte ich los. Die Gegend ist öde, das Wetter gut. Die Sonne steht im Osten und ich gehe nach Westen. Der Nacken freut sich und färbt sich langsam rot-schwarz.
Ich versuche über meinen Schatten zu springen. Klappt aber nicht. Naja, darin war ich noch nie gut.
Rechts von mir in einiger Entfernung eine Bergkette aus teils nacktem Felsen.
Bei genauerer Betrachtung scheint es beinahe so, als würde der große Felsen in der Mitte mich auslachen, wie blöd ich doch bin mit dem schweren Rucksack hier lang zu laufen und dass ich eh nicht an ihm vorbeikomme. Tatsächlich scheint es so, dass auch nach einer ganzen weile Laufen der Felsen noch im gleichen Winkel steht. Ob der heimlich mitläuft? Ich denke ein wenig nach und erkläre dann dem Felsen, dass er der blöde ist. Ich bin frei und laufe einfach immer weiter und am Ende des Tages wird er hinter mir liegen und ich bin meinem Ziel näher gekommen, während er dort auf ewig festsitzt. Keine Reaktion.
Nach 2/3 der Tagesstrecke komme ich über einen Hügel an einem Spargelfeld vorbei, hinter dem eine Stallruine steht. Ich setze mich hinter dem Gebäude in den Schatten und mache Rast. Proviant raus und Middach. Es ist warm. Da mich hier keiner sehen kann nutze ich die Gelegenheit, dem Rest von mir etwas Licht zu gönnen, ziehe blank und lege mich schlafen. Ca. 1,5h später packe ich zusammen und mache mich wieder auf. Es sind noch rund 8km. Ich schaue von der Anhöhe zurück und erblicke in einiger Entfernung den Felsen von heute Morgen. Ich grinse und es scheint fast so, als würde der Felsen etwas bedrückt nach unten gucken.
Kurze Zeit später überhole ich Mathilda und einige andere Pilger. Es geht gut voran, die Pause hat sehr geholfen. In Los Arcos angekommen besuche ich die Kirche St. Maria. Toll. Kann ich nicht beschreiben, muß man googlen.
Dann in einen Minisupermarkt, Nudeln, Tomaten und Thunfisch gekauft sowie Wasser und Bier. Heute soll es Nudeln mit Thunfischsauce geben. In der Herberge treffe ich wieder auf Mathilda. Ich sondere mich aber zeitig ab und lese in dem schweren Buch der Stiftung, das ich immer noch bei mir habe.

Ziemlich am Anfang des heutigen Weges gab es diese historische Weinquelle, an der die Pilger kostenlos Wein zapfen konnten. Da war ein ordentlicher Andrang. Ich habe aber verzichtet, vermutlich wäre ich sonst dort gestrandet.