6.6.18
Santo Domingo de la Calzada nach Belorado

23 einfache km. Jede Menge Bars sollen unterwegs nach Belorado sein, so der Reiseführer.
Also gehe ich ohne Proviant los. Ich habe noch eine halbe Tafel Schokolade von gestern und eine halbe Flasche Wasser. Ad hoc gibt es eine Vitaminpille und ein Schokolädchen aus der Überaschungspackung der Prinzessinnen Mutter. Drei habe ich dann noch. Dann bleibt nur noch die kleine Rose und der Liebesbrief.

Es geht gut voran ohne erwähnenswerte Ereignisse. Ich gehe schon um 7:33 Uhr los, da ich eben einfach abmarschfertig bin. Bisher bin ich ohne Wecker zurecht gekommen. War aber auch kein Kunststück aus den bereits beschriebenen Gründen. Es ist sehr kühl und stark bewölkt. Ob es heute regnen wird kann ich noch nicht einschätzen. Ich gehe kurz in die Küche um meinen Müll loszuwerden und treffe Doris, die alleine dort frühstückt, ziehe meine Jacke an und gehe los.

Mittags komme ich in Castildelgadoan einen Truckstop. Ist zwar nicht unbedingt gemütlich hier, dafür liegt es am Weg und es gibt gutes WLAN. Ich habe alle 75 Bilder hochgeladen und meine Texte im Netz gesichert. Es gab einen Cafe und ein warmes, geiles Schinkenbrot. Um 13:30, nach gut 2h Rast gehe ich weiter. Es sind noch ca. 10km also ca. 2,5h Weg. Ich werde also gegen 16:00 Uhr da sein. Dann leiste ich mir heute mal eine Waschmaschine so mit allem und gehe mir in der Zeit im örtlichen Supermarkt Hühnersuppe und Rotwein beschaffen und ein par Sachen schon für Morgen.

Sollte es in der Zielherberge in Belorado gutes WLAN geben, kann ich vielleicht die ersten Seiten meines Tagebuches online stellen für die Daheimgebliebenen.
Ich bin jetzt 10 Tage auf dem camino und 12 Tage unterwegs. Noch nie war ich so lange von zu Hause weg! Wenigstens geht die Zeit schnell um. Nicht wie in einem herkömmlichen Strandurlaub. Um meine Hände gelegentlich zu beschäftigen habe ich die Presszange dabei und für den Kopf fällt mir genug ein. Manches dafon schreibe ich nieder, manches ist so dummes Zeug, das allenfalls dem aktuellen Zeitvertreib dienen kann. Ich habe scheinbar unterwegs meinen Kuli verloren. Ds ist blöd, weil ich bereits einen zurückgelassen habe, der nciht mehr schrieb und ich nun nur noch einen habe. Mal sehen wo ich einen "klaufen" kann.
Ungefähr eine Stunde vor dem Ziel bekomme ich Schmerzen in beiden Waden und erhebliche Schmerzen im Rechten Fuß, oben wo der Fuß an das Bein angebaut ist. Ih humpel weiter und beschließe, heute nur noch das allernötigste zu gehen.
In der Herberge angekommen, kostet nur 6,-, packe ich meine komplette Wäsche in die Maschine und lasse mir erklären, wie die funktioniert. Dann gehe ich einkaufen. Das niedliche Püppchen an der Rezeption hat gesagt: Nur fünf Minuten. Ja kenne ich schon, werden dann ja doch zehn und zehn zurück und zeh vor Ort. Wollte ich eigentlich nciht, aber den Gedanke an Hühnersuppe und Rotwein treibt mich an.
Im Ort angekommen frage ich eine Tante vor eine Herberge wo der Supermarkt ist. Erste rechts, zweite links. Und siehe da: Nix. Ich irre umher und finde ein Tourismusbüro. Tach, wo ist den hier der Supermarkt. Bla bla bla, es gibt 3, aber alle machen um fünf zu. Die Turmuhr schlägt und rate mal wie oft? Arschlecken dreifufzig. Ich nehme keinen Plan mit und beschließe fucking town nach einerm Supermarkt oder einem Kiosk abzusuchen. Ich gehe nicht ohne Futter un wat zu saufen wech! Nach einer Weile des sinnlos erscheinenden Gassenhumpelns treffe ich auf einen älteren Herrn, den ich schon ein paar mal auf dem camino überholt habe. Er hat einen Plan von Tourismusbüro in der Hand. Ich weis schon was der mich jetzt fragen will und nehme ihm die Frage vorweg. Nun suchen wie gemeinsam und treffen auf Elisabeth, die ziellos mit ihrem Handy herumirrt. Naklar sucht die auch den Supermrkt. Ich nehme allen Beteiligten ertsmal die Hoffnung, nach dem Motto: Selbst wenn wir den finden, hat der zu. Dabei stellt sich heraus, dass der ältere Herr Deutsch spricht. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht trotzdem den Supermarkt suchen würde mit der sicheren Erwartung: Entweder der hat auf oder ich kaufen den Laden und mache ihn auf. Wir finden ihn in einer kleinen Seitnstraße. Bestimmt hat der keinen Gewerbschein.
Die Türe ist auf, das Licht ist aus und an der Kasse macht eine Frau Abechung. Ich grüße freundlich nehme im Vorbigehen ein Korb, gehe tief in den Ladendurch und werfe wahllos sachen in den Korb. Ohne das wir es abgesprochen hätten, machen die beiden anderen das gleiche. Als das Licht wieder angeht --- beginne ich, die Sachen im Korb nach und nach auszutauschen, gegen Dinge die ich brauchen kann. Ich bin festen Willen sinnvoll aber für mindestens zehn EUR einzukaufen, da ich einen Hunderter wechseln will und ich aus der letzten Woche schon weiß, die kennen die grünen Dinger hier gar nicht und das muß sich schon lohnen. Und tatsächlich, die Tante an der Kasse jagt den Schein gleich dreimal durch das Prüfgerät. Er sie nimmt ihn ohne murren und wechselt. Hühnersuppe gab es natürlich nicht. Stattdessen habe ich für heute Abend eine Lindesuppe und eine Fleischbällchenkeineahnungwasesist gekauft, jeweils eine 430ml Dose. Egal. Ich habe Hunger und wenn dem Magen das nicht gut genug ist, dann soll er es halt wieder hergeben. Ich spucke es dann zu dem Croissaint aus Bordeaux. Die beiden Bücksen Bier trinke ich auf dem Weg und zurück in der Herberge, ich war nun immerhin über eine Stunde unterwegs und die Füße schmerzen jetzt sehr, treffe ich auf zwei junge Burschen die gerade in meinem 10-Bett-Zimmer einchecken. Schweizer. Der eine ist seit 1.4. ab Bern unterwegs. Krass. Wir tauschen uns etwas und aus und flachsen ein bisschen. Ich packe meine Einkäufe, Mein Laptop und mein kleines Lazerett zusammen und gehe in die Küche, die gleichzeitig auch Waschküche ist. Ich erwärme den Dosenfraß und peppe diesen mit dem herumstehenden Salz (hoffentlich war das nicht für die Waschmaschinen gedacht) und etwas Wein auf und stopfe das Zeug schnell in mich rein. Spüle mit Wein nach und freue mich auf daheim und das gute Essen dort.
Nachdem ich nun die halbe Flasche Rotwein auf das Essen gegossen habe, beginne ich zu operieren. Rechts schneide ich etwas weiter auf, da sich ein gelbes Gel in der unteren Blasenhülle gesammelt hat. Links haben sich an gleicher Stelle nun zwei kleine Blasen gebildet, deren Ausdehnung ich nun zuvor kommen will. Ferner macht sich unter dem großen Onkel links eine kleine Blase breit, die ich aber Morgen zunächst mit Leukoplast und panzerband tapen werde. Ich bin spät dran mit den Blasen. Die anderen hatten damit eher Probleme und auch ich hatte die früher erwartet.
Ich trinke meinen Wein aus und schreibe das heutige Tagebuch fertig. Sonst gib es hier ersteinmal nichts mehr zu tun. Wenn ich nun WLAN hätte, könnte ich die ersten Seiten gestalten. Naja, die Wäsche der Schweitzer müsste gleich fertig sein. Die haben das zeitlich bestimmt im Blick, kommen gleich wieder und die wissen bestimmt auch das WLAN Passwort. - Ne, war nix.


Das Tagesziel in weiter Ferne.



Die Blasen links...


Die Blase rechts.