El Burgo Ranero nach Mansilla de las Mulas
So wäre es heute in der zweiundzwanzigsten Etappe nach meinem Guide gewesen. Wie schon erwähnt, rechnet mein Guide 3 Etappen mehr, als ich gelaufen bin, weil er für die Nummerierung den Aragonischen Weg zu Grunde legt, der in Puerto de Somport - Spanien gestartet wäre. Ich bin in Frankreich gestartet, auch wenn das nur ein paar km bis Spanien waren, die ich bereits am ersten Tag erledigt habe. Warum? Keine Ahnung! Wie gesagt, der Jakobsweg beginnt überall!
Also, wenn es für mich der neuzehnte Tag ist, dann ist es nach Führer die 22. Etappe und die startet in El Burgo. Aber, ich bin gestern die einsame römische Straße gelaufen und bis nach Reliegos gekommen. Von dort waren es nur noch 6km bis Mansilla de las Mulas. Das ist natürlich Kindergarten und so habe ich die 19km bis Leon heute drangehangen. Also heißt meine heutige Etappe 22-23,
Reliegos nach Leon - 23. Etappe - 19. Tag (für die Profis: T + 24h)
Insgesamt 25km, gerade Strecke bei erneut uni blauem Himmel, also Sonne pur.
Und da bin ich nun seit ca. drei Uhr im Kloster der Benediktinerinnen, wie gestern. Schön hier. Es gibt zwar keine Küche, so dass der Plan für Nudeln Bolog abermals verschoben werden musste, aber ich habe nach einer halben Weltreise (Großstafdt eben) reichlich Bier erworben, so dass ich im Garten des Klosters aushalten kann. Heute hatte ich mir als alternative zu den Nudeln Pizza in den Kopf gesetzt, aber ich habe keine Pizzeria in der Nähe gefunden und mich statt dessen für das Pilgrims Menue entschieden (10,-, drei Gänge, Wein und Wasser incl.). Das gibt es in fast jeder größeren Herberge. Ich habe bisher jedoch immer auf Frühstück und Dinner verzichtet, da ich mich unterwegs mit Brot und Zubehör und gelegentlich einem Omlette verpflegt habe. Ist am Ende günstiger und ich muß mich nicht nach den Zeiten richten, was mir insbesondere Morgens in die Karten spielt.
Während ich im Hof sitze und schreibe, treffe ich Maryan. Sie ist in etwa in meinem Alter und aus den Staten. Wir haben uns vorgestern Mittag kennengelernt und jeder für sich entschieden den römischen Weg zu gehen nach Reliegos und tauschten uns ein bisschen über die Erfahrungen aus. In Reliegos waren wir in unterschieldichen Herbergen untergebracht aber trafen uns kurz. Ich hoffe ich treffe später noch mal auf sie.
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Das Menue war ok. Es gab vorweg Nudeln mit Tomatensauce (lauwarm und die Sauce war sicher aus der Packung), dann Fisch mit Pommes. Der Fisch war gut, die Pommes waren Matsch und hatten etwas vom inneren einer Krokette. Als Nachtisch Eis. Es war ein kleiner gefrorener Becher ähnlich einem Viertel von einem Abknickjoghurt. Ich habe das Ticket für das Dinner in der Albergue gekauft und bin dann rüber in das benachbarte, edel und teuer wirkende Hotelrestaurant. Nur 6 Pilger saßen dann dort. Sechs von mindestne hundert die in der Herberge untergerbracht waren. Unabhängig vom Preis war das Essen nicht erwähnenswert. Die Gesellschaft dafür schon.
Mit Beige sprach ich nachher auf dem Hof noch eine Weile. Er ist fasziniert von Deutscher Gründlichkeit, bereist die Welt und sucht nach seinnem Weg für die Zukunft und ich erzählte ihm dazu etwas. Natürlich hatten wir anschließend eine sauberer Herberge und ein gut gefülltes Restaurant mit gutem Essen und Millions of Facebook likes und so weiter. Er war überrascht über meine Ausführungen dazu, wie ich es gemacht hätte und stimmte mir zu, dass es erheblich vorteilhafter und sicher erfolgreicher wäre und wirtschaftlich nicht aufwendiger. Tja, ich kann es eben einfach. Habe ich in wesentlichen Teilen vom Vater gelernt. Ein von mir gern zitiertes Beispiel ist der Vorstandsvorsitzender eine Firma, die Verpackungen herstellt. Der dann auf einer Aktionärsversammlung in Anzug und Krawatte gefeiert wird, Prämien und Firmenwagen erhält und sich in Freundeskreise rühmt, bis die ihn liebende Großmutter in bittet, doch mal einer seiner Verpackungen für sie zu öffnen. Und natürlich reißt die rote Ecke ab und die Verpakcung ist noch zu. Auch die zweit und die dritte. Und die Moral von der Geschicht: Mach deine Verpackungsbude dicht!
Beige ist 22 und Student in China. Es ist sein Nickname (like the Colour). Den richtigen Nahmen weiß ich nicht. Außerdem am Tisch eine Japanerin oder so. Jedenfalls nicht China, sonst hätte Beige nicht englisch mit der gesprochen. Und dann noch die Mutter zweier Kinder mit ihren Kindern (Sohn 13 und Tochter 18). Alle zusammen knapp 100kg....
Nette Menschen aus Ungarn. Sie gehen den Weg, um im Gebet und in Fürbitte für die kranke Großmutter/Mutter Leid und Schmerz auf sich zu nehmen und Linderung zu erbitten. Das stimmt uns alle noch mal extra nachdenklich und treibt mir wieder die Tränen in die Augen.
An diesem Abend habe ich beschlossen, nun genug alleine und neben der Pilgergemeinschaft hergelaufen zu sein. In ein paar Tagen ist das Leben, wie ich es derzeit gewohnt bin, vorbei. Spätestens hundert Kilometer vor Santiago erwarten uns täglich mehrere hundert "Touristen" auf dem Weg, die 14 Tage Urlaub haben, jeden Tag 8-10km laufen, Fotos machen und die Herbergen füllen. Also werde ich in den nächsten Tagen noch ein bischen Geselligkeit üben und mich abends an den Pilgrimsdinnern beteiligen, auch wenn das die Reisekasse belasten wird und das Essen nicht immer lobenswert ist. Ich lerne viel und schnell Englisch hinzu. Sicher fehlt es an der Grammatik und so aber ich kann mich inzwischen flüssig unterhalten mit egal wem und egal woher! Die Pilger und in der Herbergern sprechen alle englisch. Die meisten Pilger flüssig oder muttersprachlich. Ich bin da sicher noch die Ausnahme. Ich bin aber auch überzeugt, dass meine beiden, also das Sebastian und die Prinzessin, hier sehr schnell sehr viel dazulernen können. Vielleicht wäre es eine gute Idee, in den Sommerferien eine Woche pilgern zu gehen. Mit alle Mann. So wie die Touristen. Nur ein bis zwei Stunden am Tag. Dann Erkundungen, Spiele und Gespräche. Mal sehen, ob ich dafür eine Lobby zu Hause bekomme. Und vielleicht träfen wir andere Familien mit Kindern an, von denen man im zweiten Teil der Ferien oder später auch mal jemanden nach Deutschland NACH F24 einladen könnte. Alle könnten dabei so viel lernen. Viel mehr als nur die Sprache.

...nochmal Gegend für eine leichte Abwechslung in Memory...
Und hier der Friedhof der Schuhe am Wegesrand:

Leon, die Kathedralenstadt liegt vor mir:



Morgen heißt es dann:
Leon nach Villar de Mazarife - 24. Etappe und 20. Tag (T + 24h)