17.6.2018
Villar de Mazarife nach Hospital de Orbigo - 14km - weiter nach Astorga - 15km

Heute gibt es nicht viel zu berichten. Es war alles wie immer. Selbst für die Fotos der Gegend kann ich auf die Vortage verweisen. Kaum aus der Herberge raus, treffe ich auf Flavi und einen deutschen Jungen sowie zwei weitere Mädchen. Wir gehen die ersten drei Stunden zusammen und sind dann bereits vor elf Uhr an meinem heutigen Tagesziel angekommen. Waren ja auch nur 14km. Unterwegs spielen wir ein paar Wortspiele. Dann bricht eine angeregte Diskussion zwischen Flavi und dem jungen Deutschen aus, der scheinbar BWL oder ähnlich studiert. Es geht um Weltpolitik, die kapitalistischen Konzerne und um die wirtschaftliche Ungerechtigkeit in der Welt. Später noch um Religion und Gott und so. Ich höre nur zu und erinnere mich an früher, als ich ähnliche Diskussionen führte. Alle hier sind zwischen 20 und 25 Jahre alt und lernen eben noch. Manchmal würde ich mich gerne einmischen, lasse es aber. Flavi hat offenbar als gebürtige konfessionslose alle "Bibeln" der führenden Religionen gelsen und hinterfragt und sich am Ende für Gott entschieden. Also den christlichen Gott und ist in dieser Hinsicht auch aktiv. Sie hat bezüglich der übrigen Religionen einen ähnlichen Denkansatz wie ich. Mittags kehren wir also in Hospital de Orbigo ein, essen und trinken und gehen dann nach Astorga durch.
Die jungen Leute haben überraschend viel Power und Durchhaltevermögen und gehen zügig und ohne zu jammern. Schmerzen hat hier jeder. Achillessehnen, Knie und Füße und an letzteren insbesondere die Blasen. Ich falle langsam zurück, da ich nicht Schritt halten kann oder will. Ich habe es nicht eilig und bin auch gerne noch mal eine Weile alleine. Später treffe ich alle in einer Oase wieder. Jemand hat eine kleine Ruine (ehemals Stall oder Geräteschuppen) ausgestattet mit Kissen, Sonnensegel und Hängematten. Es gibt eine Kaffee- und Teebar und einige Softgetränke (ungekühlt, da kein Strom). Überall stehen große Körbe mit Obst und man darf sich einfach bedienen. Es wird natürlich mittels einer kleinen Kassette um eine Spende gebeten, aber es hat etwas von einem Schlaraffenland. Es sind noch 4-5km bis Astorga und so mache ich halt und chille etwas auf einer Art Couch und esse etwas Wassermelone. Da die anderen noch bleiben wollen ich jedoch nun auch ankommen und Feierabend machen will, gehe ich alleine weiter und schleppe mich in die große Stadt bis zur Kathedrale und dort in die nächste Herberge.
Nachdem ich etwas gelegen habe, packe ich aus, wasche Wäsche, untersuche meine Füße und endecke eine gewaltig große Blase an der linken Ferse. Prallvoll. Sie hat sich bisher noch nicht nennenswert durch Schmerzen geäußert, aber das kommt sicher noch. Um ein weiteres Ausdehnen morgen zu verhindern wird sofort operiert. Dann gehe ich in die Stadt zurück, mit den FlippFlopps aus Roncesvalles, an die ich mich inzwoschen gewöhnt habe, und esse in einem Cafe eine Pizza und nehmen ein großes Bier. Es war eine Tiefkühlpizza, aber ok. Heute habe ich richtig Geld rausgehauen. Knapp 40,-. Mittags essen und Abends und eine mit zehn Euro vergleichsweise teure Herberge sowie die Wäsche mit 4,- (eigentlich wollte ich mit Hand waschen, 2 x Socken, 2 mal Sackiverpacki und ein Hemd. Aber es gab weder Warmwasser noch einen Stöpsel an dem Waschbecken, wesshalb ich mich dann doch für die WaMa entschieden haben, obwohl sich das nicht gelohnt hat. Eigentlich hätte ich meine Shorts und mein Handtuch noch mitwaschen sollen. Nunja. Nächste Woche wieder.


Berge vor mir. Teilweise mit Schnee.

Die Kathedrale mit Nebengebäude in Astorga: